Exkursionen

Auf den Spuren der Vergangenheit in Prizren

Das Wochenende nutzen wir, um den Kosovo weiter zu entdecken und auch außerhalb Pristinas Land und Leute kennenzulernen. Prizren ist die zweitgrößte Stadt im Kosovo und weist eine schöne Altstadt auf, deren osmanische Einflüsse bei Museums – und Moscheebesuch deutlich wurden. Gestärkt von Pide, Kebab und Fladenbrot, erklommen wir die Festung über den Dächern Prizrens und erreichten den bisher höchsten Ort unserer Reise. Zurück in Pristina ließen wir den Abend ausnahmsweise gemütlich ausklingen.

Museen und Moscheen

Nach dem wir uns in den vergangenen Tagen in der Hauptstadt des Kosovo vor allem mit politischen und gesellschaftlichen Fragen auseinandersetzen, stand heute klassisches Sightseeing auf dem Programm. Obwohl der weinselige kosovarische Abend in einer kurzen, nahezu schlaflosen, Nacht resultierte, taperten wir schon vor 9 Uhr los zum Busbahnhof. Auf dem Weg dorthin liefen wir auf dem Bill Clinton Boulevard nicht nur an seiner Statue, sondern auch an einer Boutique namens Hillary vorbei. Zufall?! Im auffällig modernen Bus machten wir es uns für die 2-stündige Busfahrt bequem und bekamen bei einem Fahrpreis von nur 3 € sogar noch einen Schokoriegel dazu. Im Preis ebenfalls inbegriffen war eine Beschallung mit aktuellsten Charts und Balkan-Hits. Vorbei an kosovarischen Dörfern, Industriegebieten, Gemüseständen und einem Blick auf die Šar Berge verging die Fahrt wie im Flug.

Angekommen in Prizren, führten unsere kosovarischen Freunde uns zunächst an den Ort, an dem die Liga von Prizren 1878 gegründet wurde. Um angemessen ausgestattet zu sein, kauften wir Plis – traditionelle weiße Kopfbedeckungen für albanische Männer (und im Krieg auch für kämpfende Frauen). Ein freundlicher älterer Herr teilte mit uns seine Erinnerungen an den Krieg, was uns sehr bewegte. Im Museum erfuhren wir Details über die Führungspersönlichkeiten der Liga von Prizren, die sich für ein großalbanisches Reich (erfolglos) einsetzte. Wir bestaunten im kosovarischen Louvre traditionelle Kleidung und symbolträchtige Gemälde.

Höhenluft schnuppern über den Dächern Prizrens

Nach dem reichhaltigen, osmanisch geprägten Mittagessen im zweistöckigen Restaurant mit Innenhof und Galerie, besuchten wir gemeinsam die Sinan-Pascha-Moschee. Die Moschee wurde im 17. Jahrhundert gegründet und stellt das größte islamische Bauwerk des Landes dar. Erstaunlich waren die detaillierten Ornamente im Gewölbe und die bunt verzierten Fenster. Vom abgetrennten, höher gelegenen Frauenbereich aus, eröffnete sich uns eine neue Perspektive auf die Kuppel.

Jetzt wurde es sportlich. Um die ganze Stadt überblicken zu können, erklommen wir den steilen Berg, der zur Kalaja-Festung hinaufführt. Auf halber Strecke legten wir bei einer Klosterruine atemlos einen Stopp ein. Dabei trafen wir durch Zufall auf mehrere serbische Besucher aus Belgrad. Wir unterhielten uns mit ihnen und unseren kosovarischen Freunden über die Schönheit Prizrens, was uns gezeigt hat, dass ein freundschaftlicher Umgang trotz der jüngeren Geschichte und anhaltenden Schwierigkeiten zwischen den ethnischen Gruppen möglich ist. Daraufhin setzten wir unseren Weg zur Festung hinauf fort und genossen dort den Rundumblick über Prizren. Mit den Bergen am Horizont und tiefhängenden Wolken fühlten einige von uns sich an Mittelerde erinnert und stimmten den angemessenen Soundtrack an.

Bevor wir uns im Privatbus auf den Weg zurück nach Pristina machten, genehmigten wir einen für den Kosovo typischen Macchiato bei einem Stückchen Trilece (ein sehr kalorienhaltiger Kuchen italienischer Abstammung). Zuhause angekommen, ließen wir den Abend bei Chips und Personenraten mit Dobby dem Hauself, Erdogan und Kim Kardashian ausklingen.