Exkursionen, KV Münster

Was macht Münster europäisch?

Die vielseitige Antwort lieferte Christiane Lösel, Büro für Internationales, Europa und Städtepartnerschaften der Stadt Münster, mit ihrem spannenden Vortrag am 17. April 2018 um 18:00 Uhr in der Volkshochschule. Veranstaltet wurde der Vortrag von der Europa-Union Münster sowie von der JEF Münster.

In seinem Grußwort stellte der Organisator der Veranstaltung Prof. Dr. Hein Hoebink heraus, dass wir Europa da suchen müssen, wo wir leben ­– im Alltag und in den Städten. All jenes, das in Brüssel beschlossen wird sei vor Ort spürbar, manchmal sei es uns nur nicht bewusst.

Zu Beginn ihres Vortrags machte Christiane Lösel deutlich, warum sich die Stadt Münster mit Europa beschäftigt: Zunächst habe die Friedensstadt Münster eine historische Verantwortung gegenüber der Völkerverständigung durch Dialog und der europäischen Integration. Diese müsse aufrechterhalten und in der Bürgerschaft, dem Stadtrat und ebenso in der Verwaltung gelebt werden. Auch das Europäische Kulturerbesiegel, mit dem die Rathäuser von Münster und Osnabrück 2015 ausgezeichnet wurden, bringe auf angenehme Weise Verpflichtungen und Anreize mit sich.

Ferner ermöglichen die europäischen Förderprogramme die Umsetzung vieler umfangreicher Projekte, die das Leben und auch das Stadtbild prägen. Nach Einschätzung von Frau Lösel ist die Stadt bei der Inanspruchnahme von Fördergeldern zwar gut aufgestellt, es gibt allerdings noch viel Potential. Aus diesem Grund ist vor Kurzem eine Kollegin für das Fördermittelmanagement eingestellt worden. Der Anreiz aufkommende Kosten nicht allein finanzieren zu müssen, sei eine besondere Motivation dafür von der Stadt entwickelten Projektideen tatsächlich umzusetzen. Besonders interessant an diesem Aspekt ist wohl die Tatsache, dass die Europäische Union ihre strategischen Ziele und zukunftsorientierten Ansätze auch durch die Vergabe von themenbezogenen Fördergeldern erreiche. Eben, weil auch die Kommunen sich durch die geförderten Projekte um die Etablierung vor Ort kümmern.

Des Weiteren sorgen die 160 in Münster lebenden Nationalitäten für europäische oder vielmehr interkulturelle Vielfalt. Diese macht es notwendig, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtverwaltung über interkulturelle und sprachliche Kompetenzen verfügen. Eine entsprechende Maßnahme sei dabei die Möglichkeit, für einige Wochen den Arbeitsplatz mit Kolleg*innen aus dem Ausland zu tauschen und neue Erfahrungen zu sammeln.

Der teilweise rege Austausch zwischen Münster und jenen Städten, mit denen seit Jahrzehnten Partnerschaften, Freundschaften oder Patenschaften bestehen, sorge ebenso dafür, dass die Verwaltung sich weiterentwickeln und gut funktionierende Ansätze adaptieren kann. Für jede Städtepartnerschaft gibt es in Münster einen eigenen Verein, der diese pflegt und die europäische Integration so in der Bürgerschaft verankert. Darüber hinaus spielen verschiedenen Netzwerke, beispielsweise Cities4Europe, eine große Rolle für wechselseitigen Austausch und Unterstützung. Cities4Europe biete den Mitgliedsstädten (ab 250.000 Einwohner*innen) die Möglichkeit, gemeinsame Interessen gegenüber den Institutionen der Europäischen Union zu artikulieren und Stellung zu politischen Entscheidungen zu nehmen.

Wenngleich Enschede keine offizielle Partnerstadt sei, gäbe es einen sehr engen Kontakt zwischen den Oberbürgermeistern und den Verwaltungsmitarbeitern. In diesem Fall gehe es insbesondere darum, die Grenze als Barriere abzubauen und beispielsweise einen funktionierenden grenzüberschreitenden Arbeitsmarkt zu schaffen.

Natürlich sei die Verwaltung auch durch europäische Richtlinien und Verordnungen geprägt. Dabei müsse aber hervorgehoben werden, dass das deutsche Recht vielmals komplizierter sei als das europäische und etwaige Schwierigkeiten meist daher rührten. Beispiele dafür sind der Europäische Führerschein, die Verwaltung von Gewässern und Abwässern, die Geh- und Radwegeplanung u.v.m.

Zum Abschluss des Vortrags lobte Frau Lösel das Engagement der starken, pro-europäischen Akteure in Münster. Neben JEF und Europa-Union seien auch Pulse of Europe und Visionen für Europa wichtige Organisationen, welche die europäische Integration für die Bürgerschaft erlebbar machen und zur Teilhabe anregen.

Der spannende Vortrag von Christiane Lösel zeigte viele verschiedene Aspekte auf, die verdeutlichen, dass Europa vor Ort in den Städten stattfindet und spürbar wird, wenn wir genauer hinsehen und hinhören!

An dieser Stelle möchten wir uns nochmals herzlich bei Frau Lösel bedanken – für ihren Vortrag und die tolle Zusammenarbeit bei vielen vergangenen und aktuellen Projekten!